Adventskalender, Plätzchenbacken, Weihnachtsbaum und Bescherung – die Weihnachtszeit in Deutschland besteht aus vielen schönen Bräuchen. Doch wie ist das eigentlich in anderen Ländern? Welche Dinge ähneln sich? Und was ist komplett anders?
Werfen wir mal einen Blick zu unseren Nachbarn in die Niederlande und nach Belgien. Dort wird nämlich nicht die Geburt Christi groß gefeiert, sondern der Todestag vom Nikolaus. Geschenke gibt es daher bereits am 5. (NL) bzw. 6. Dezember (BE).
Die Festivitäten zum sogenannten „Sinterklaasfeest“ beginnen allerdings schon drei Wochen vorher (Mitte November), wenn „Sinterklaas“ und sein Gefolge, die „zwarten Pieten“, mit einem Dampfschiff aus Spanien ankommen. Auf einem Schiff deswegen, weil der Heilige Nikolaus auch Schutzpatron der Seefahrer ist. Zu diesem großen Event, das sogar im Fernsehen übertragen wird, kommt das Volk mitsamt der holländischen Königsfamilie zusammen, um ihrem „Sint“ einen freudigen Empfang zu bereiten. Mit rotem Bischofsmantel, Bischofsmütze und weißen Handschuhen bekleidet, reitet Sinterklaas auf einem Schimmel an Land und wird dabei von läutenden Glocken und der jubelnden Menschenmenge begleitet.
Zwischen der Ankunft und dem 5. Dezember, so sagt man, reiten Sinterklaas und der „zwarte Piet“ von Dach zu Dach, um „Cadeautjes“ (kleine Geschenke) oder – wenn das Kind nicht artig war – ein Stückchen Kohle durch die Schornsteine in die bereitgestellten Stiefel (oder Holzklompen) fallen zu lassen. Damit das Pferd sich stärken kann, stehen Wasser, Mohrrüben und Heu bereit. Am 5.12. findet der Höhepunkt des „Sinterklaasfeest“ statt: Am „Pakjesavond“ (Päckchenabend) kommen die Familien zusammen und feiern mit Festessen, Liedern und Geschenken. Zu jedem Geschenk gehört traditionsgemäß ein Schokoladenbuchstabe und ein lustiges Nikolausgedicht, welches sich auf die speziellen Eigenarten der beschenkten Person bezieht und zur Erheiterung der Gäste dient.
In Belgien ist der Nikolaus sogar so beliebt, dass eine Stadt nach ihm benannt wurde. Seit 1513 findet in Sint-Niklaas der größte Weihnachtsmarkt des Landes statt. Dort bekommt man nicht nur die berühmten belgischen Weihnachtspralinen, sondern kann auch Menschen dabei zusehen, wie sie lebende Gemälde von der Geburt Christi nachstellen. Zu den weiteren Besonderheiten der belgischen Weihnachtsbräuche gehört das Spiel „Trairies“. Es wird mit bis zu zehn Personen gespielt und jeder Teilnehmer bekommt gegen einen finanziellen Einsatz eine Spielkarte. Die letzte Karte legt man offen auf dem Tisch. Diejenige Person, die die höchste Karte der aufgedeckten Spielfarbe besitzt, bekommt dann einen Christstollen als Gewinn.
Obwohl die niederländisch-belgische Art des Weihnachtsfestes meiner Meinung nach etwas ganz Besonderes ist, hat Sinterklaas seit dem Ende des 20. Jahrhunderts als Geschenkebringer „Konkurrenz“ durch den „Kerstman“ (Weihnachtsmann) bekommen. Immer mehr Niederländer feiern nun zusätzlich zum 5. auch am 25. Dezember ein großes Fest, an dem nicht nur die Kinder, sondern auch die Erwachsenen beschenkt werden.
Ich finde, dass die Bene(lux)länder sich ihre ursprünglichen Brauchtümer auf jeden Fall bewahren sollten und gebe dem „Sinterklaasfeest“ und allem was dazugehört daher das Prädikat „sinnvoll“.
Fortsetzung folgt…