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Fack ju Ehrenpflegas?

Im Oktober 2020 startete die YouTube-Serie „Ehrenpflegas“, die im Rahmen der neuen Kampagne „Mach Karriere als Mensch!“ des Bundesfamilienministeriums entwickelt wurde. Durch die Miniserie sollen Pflegeberufe attraktiver werden.

Image Credits: DBfK

Die Idee des Bundesfamilienministeriums wirkt erstmal super kreativ auf mich. Eine Serie mit bekannten Darstellern aus Filmen und Serien wie „Fack ju Göhte“ oder „How to Sell Drugs Online (Fast)“ – was soll da schon schiefgehen?

Offensichtlich mehr als ich und vor allem das Familienministerium für möglich gehalten haben. Denn die Kritik seitens deutscher Pflegeverbände ließ nicht lange auf sich warten. Der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) veröffentlichte am 13. Oktober eine Pressemitteilung, in der verkündet wurde, dass sie sich von den Aussagen der Serie distanzieren wollen, weil die dargestellten Berufsanforderungen das Selbstverständnis, den Ethos und die Fachlichkeit der Profession verletzen. Warum? Respektloser Umgang mit Patienten, keine Argumente für eine Ausbildung in der Pflege, außer gutes Ausbildungsgehalt und keine Erläuterung des Mehrwertes, den diese Ausbildung bietet.

Kritik gab es nicht nur in den YouTube-Kommentaren, sondern auch auf anderen Social-Media-Plattformen des Familienministeriums. Dort wird sich über die angewandte Jugendsprache in der Serie lustig gemacht, welche überspitzt von den Darstellern verwendet wird. Auch aus den Reihen der Politik kommt negatives Feedback. Die 700.000 Euro hätten lieber in bessere Arbeitsbedingungen in der Branche investiert werden sollen.

Nachdem ich die erste Folge der Serie angeschaut habe, kann ich verstehen, dass Pflegeverbände etwas dagegen einzuwenden haben. Die Inhalte wirken auch auf mich realitätsfern und fast so als würde die Ernsthaftigkeit des Berufsfeldes absichtlich ins Lächerliche gezogen werden, um lustig zu wirken und dadurch besser bei der jungen Generation anzukommen. In meinen Augen war die Kampagne vor allem eins: Kontraproduktiv. Die Pflegebranche hat eine Image-Verbesserung sowie stärkere Aufmerksamkeit mehr als verdient, allerdings auf eine respekt- und würdevollere Art und Weise. Denn insbesondere mit der zunehmend alternden Gesellschaft wird das Berufsfeld wichtiger denn je. Klar ist: Die „Mach Karriere als Mensch!“-Kampagne war eine tolle Idee, die Umsetzung jedoch ein Fauxpas. Deswegen bekommt „Ehrenpflegas“ von mir den Sinnlos-Stempel verpasst.

 

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